Sport im Spannungsfeld der Gesellschaft
Mit der Etablierung und personellen Besetzung einer Stelle „Beauftragte:r für Prävention“ im Stadtsportbund Chemnitz e.V. ab März 2020 ist es gelungen, die Bedeutsamkeit präventiver Arbeit auch für den großen gesellschaftlichen Bereich des Sports zu verankern.
Prävention bezeichnet hierbei Maßnahmen die darauf abzielen, Risiken zu verhindern oder Risiken frühzeitig zu erkennen und zu behindern oder die schädlichen Folgen zu reduzieren.
Durch die Frühzeitigkeit professionellen Hinsehens und die Förderung von positiven strukturellen Bedingungen ist Prävention auf positive Entwicklungsmöglichkeiten, Nicht-Diskriminierung und die Wahrung der Interessen aller gesellschaftlichen Gruppen gerichtet.
Es gilt, den sich in allen Lebensbereichen widerspiegelnden Tendenzen hinsichtlich Radikalisierung und Gewaltbereitschaft sowie bestehenden Grenzverletzungen im Hinblick auf Kinder- und Jugendschutz entgegen zu wirken.
Konkrete Ziele, die erreicht werden sollen (vgl. Stadtratsvorlage B-304/2019), sind:
- Ein präventiver, aktiver Kinder- und Jugendschutz gehört in allen Sportvereinen zum Selbstverständnis. Für Problemlagen junger Menschen gibt es eine:n Ansprechpartner:in zum Führen eines vertrauensvollen Dialogs.
- Ein integrierender und gewaltfreier Umgang miteinander ist Bestandteil des Wertekanons aller Sportvereine. Angebote zur Integration, Sensibilisierung für Diskriminierung und Gewaltprävention werden für freiwillig kooperierende Vereine begleitend umgesetzt.
- Radikalisierungstendenzen werden in allen Sportvereinen offen angesprochen und es findet eine Auseinandersetzung zu möglichen und wirksamen Antidiskriminierungsmaßnahmen statt, aus denen strategische Schritte für die Betreffenden abgeleitet werden.
Ansprechpartner:
Stadtsportbund Chemnitz e.V.
Stadlerstraße 14a
09126 Chemnitz
Tel.: 0371 495000-40
Fax: 0371 495000-49
Mail: info@sportbund-chemnitz.de
Arbeitsbereiche
Neben Institutionen wie Schule und Einrichtungen der Jugendhilfe sollen auch Sportvereine bei wahrgenommener Kindeswohlgefährdung ihrer Schützlinge nicht wegschauen, sondern eine Kultur des Hinsehens etablieren und entsprechend handeln. Trainer:innen und Übungsleiter:innen unterliegen keiner gesetzlichen Pflicht, bei Anhaltspunkten von Misshandlungen oder Vernachlässigungen tätig zu werden. Trotzdem besteht eine moralische Verpflichtung, das Wohl der von ihnen trainierten Kinder auch über den unmittelbaren Trainingszusammenhang hinaus zu schützen und als vertrauensvolle Ansprechpartner*innen zur Abhilfe bei Verdachtsmomenten beizutragen.
Wir bieten dabei folgende Unterstützung an:
- Beratungen und Schulungen zum „Kinderschutz im Sportverein“
- weitergehende Informationsveranstaltungen und Seminare zum Thema
- Begleitung von Organisationsentwicklungsprozessen sowie individuelle Beratung zu möglichen Präventionsmaßnahmen im Sportverein
- Bereitstellung von Informationen, Arbeitsmaterialien und Praxishilfen
- Vermittlung von Schulungen zur „Ansprechperson für Kinderschutz“
- Vermittlung kompetenter Referent*innen für Schulungs- und Fortbildungsangebote
- Vernetzung und Kooperation mit Fachberatungsstellen
Downloads:
Handlungsleitfaden bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung
Broschüre des LSB: Kinderschutz geht uns alle an
Links:
https://www.sport-fuer-sachsen.de/kinderschutz/
Weiterbildungen:
Ausbildung „Multiplikator:in für den Kinderschutz im Sport ⇒ Bildungsportal des LSB
Online-Kurs “Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch” ⇒ bis 30.09.20 kostenfrei
Sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche sind ein sehr schwieriges Thema und sehr komplexe Phänomene. Sie kommen in allen gesellschaftlichen Bereichen vor und werden immer wieder auch im Sport bekannt. Der organisierte Sport steht in der Verantwortung, die ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen wirksam vor solchen Gefahren für ihr körperliches und psychisches Wohlergehen zu schützen. Diese Verantwortung muss angenommen werden und darf angesichts der vielfältigen organisatorischen Anforderungen im Alltag von Sportvereinen und Sportverbänden nicht zur Seite geschoben werden.
Trotzdem sind viele Sportvereine im Umgang mit dem Thema „Sexualisierte Gewalt im Sport“ noch immer unsicher. Es gibt immer noch eine Scheu, das Thema offen anzusprechen. Es ist aber gerade diese Offenheit, die Vereine und ihre Verantwortlichen auszeichnet und die auch für Eltern so wichtig ist. Das Thema „Sexualisierte Gewalt im Sport“ sollte in keinem Verein tabuisiert werden. Denn einen Sportverein schwächt nicht die Tatsache, dass es in der eigenen Organisation zu Übergriffen kommen kann, sondern vor allem ein zögerlicher, intransparenter und inkonsequenter Umgang mit diesem Thema. Nur ein koordiniertes und individuell abgestimmtes Vorgehen gewährleistet den Schutz aller Beteiligten im System des Sports und führt zur erforderlichen Handlungssicherheit bei den Verantwortlichen.
Strukturen und Konzepte in Sportvereinen und -verbänden können sexualisierte Übergriffe erschweren, reduzieren und verhindern. Es gilt das Fachwissen der Mitarbeitenden zu erweitern und darum, transparente und entlastende Strukturen zu schaffen, die nicht-grenzverletzende Mitarbeitende stärken und sie zu Intervention und Prävention ermutigen. Schutzkonzepte sollen partizipativ entwickelt werden und im Ergebnis Sportvereine zu sicheren Orten machen, die zudem handlungsfähig sind, wenn Kinder und Jugendliche, unabhängig davon, wo sie sexuelle Gewalt erleben mussten, Ansprechpartner und Hilfe suchen.
Lehrfilm “Schutz vor sexualisierer Gewalt” im Sport des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung
Schutzkonzepte beinhalten mehrere Elemente:
- klare öffentliche Positionierung zum Thema und Verankerung in Leitbild, Satzung, Ordnungen
- eine vereins-/verbandsbezogene Analyse von Risiken und Potentialen
- die Benennung von Ansprechpersonen und Beschwerdestellen
- das Erstellen von Handlungsplänen für Verdachtsfälle
- Regeln für die Personalauswahl und Standards für die Personalverantwortung
- Vereinbarungen zu Verhaltensstandards und Ehrenkodex für alle Mitarbeitenden
- thematische Fortbildungen für Mitarbeitende
- partizipative und vernetzende Präventionsangebote für Kinder und Jugendliche
- Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche
- Kooperationen mit Fachstellen
Beispiele für Schutzkonzepte aus Sportverbänden:
Wir bieten dabei folgende Unterstützung an:
- Beratungen und Schulungen zum Prozess der Erstellung von Schutzkonzepten
- Begleitung von individuellen Entwicklungsprozessen für Schutzkonzepte
- Begleitung bei der Evaluierung und Weiterentwicklung bestehender Schutzkonzepte
- Bereitstellung von Informationen, Arbeitsmaterialien und Praxishilfen
- Vermittlung von Schulungen zur „Ansprechperson für Kinderschutz“
- Vermittlung kompetenter Referent*innen für Schulungs- und Fortbildungsangebote
- Vernetzung und Kooperation mit Fachberatungsstellen
Downloads:
Handlungsleitfaden für Vereine des LSB NRW
Orientierungshilfe für rechtliche Fragen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen – DSJ e.V.
Kinderschutz im Verein des DFB
Standards für Schutzkonzepte des DKSB LV Sachsen e.V.
Links:
Trailer des DKSB LV Sachsen e.V. zu Schutzkonzepten in Einrichtungen
https://www.sport-fuer-sachsen.de/kinderschutz/
www.beauftragter-missbrauch.de
www.kein-raum-fuer-missbrauch.de
www.aufarbeitungskommission.de
Weiterbildungen:
Ausbildung „Multiplikator*in für den Kinderschutz im Sport ⇒ Bildungsportal des LSB
Online-Kurs “Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch” ⇒ Anmeldung noch möglich, Warteliste
Online-Kurs “Schutzkonzepte in Organisationen – Schutzprozesse partizipativ und achtsam gestalten” ⇒ Anmeldung noch möglich, Warteliste
Termine:
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs führte am 13. Oktober 2020 ihr viertes öffentliches Hearing in der Akademie der Künste zum Thema „Sexueller Kindesmissbrauch im Sport“ durch.
Die Inhalte und Ergebnisse können in der Mediathek eingesehen werden.
Sport ist im Rahmen von Gewaltprävention auf zwei verschiedenen Ebenen von Bedeutung:
Wir unterscheiden zwischen Gewaltprävention durch Sport und Gewaltprävention im Sport.
Zum einen wird sportlichen Angeboten eine gewaltpräventive Wirkung beigemessen, wenn sie pädagogisch begleitet und bestimmte Grundprinzipien und Bedingungen beachtet werden. Häufig dient Sport im Rahmen entsprechender Maßnahmen und Projekte in erster Linie dazu, Zugang zu den jugendlichen Zielgruppen zu finden, um anschließend mit ihnen pädagogisch arbeiten zu können. Aber auch der Sport selber bietet mit seinen Regelwerken und Normen wie beispielsweise Fair Play ein Feld des sozialen Lernens, in dem bestimmte Werte vermittelt werden (können), die für das Zusammenleben in einer pluralen demokratischen Gesellschaft zentrale Bedeutung aufweisen. Die Herausforderungen bestehen hier darin, die notwendigen Grundprinzipien einzuhalten und die Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten, sodass Sportarbeit diese Wirkungen entfalten kann.
Zum anderen sind Gelegenheiten und Orte, an denen Sport ausgeübt wird, häufig mit Gewaltvorfällen konfrontiert; zu nennen wären hier mit Gewalt verbundene Auseinandersetzungen in Sportvereinen, auf dem Fußballplatz oder im Stadion, bspw. durch Dynamiken in Fanszenen. Hier bestehen die Herausforderungen darin, Rahmenbedingungen und Strukturen so zu gestalten, dass Gewaltvorfälle verhindert bzw. vor einer Eskalation bearbeitet werden können, und entsprechende zusätzliche Angebote – beispielsweise der Streitschlichtung – zu etablieren. (Berliner Forum Gewaltprävention Nr. 64)
Perspektivisch werden wir folgende Unterstützung anbieten können:
- Planung, Durchführung und Nachbereitung von Deeskalationstrainings und gewaltpräventiven Angeboten
- Beratung zu Konflikten, Gewalt und Eskalation
- Begleitung bei der Erstellung von Gefährdungsanalysen und Kriseninterventionskonzepten
- Bereitstellung von Informationen, Arbeitsmaterialien und Praxishilfen
- Vermittlung von Ausbildungen zur:m Deeskalationstrainer:in oder Anti-Gewalt-Trainer*in
- Vermittlung kompetenter Referent:innen für Schulungs- und Fortbildungsangebote
- Vernetzung und Kooperation mit Fachberatungsstellen
Downloads:
Sport und Gewaltprävention – Berliner Forum Gewaltprävention Nr. 64
Gewaltprävention und Sport – Drei Projektevaluationen
Links:
Der organisierte Sport, mit seinen allein in Chemnitz über 30.000 Mitgliedern, stellt ein Spiegelbild, unserer Gesellschaft dar. Alle vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Strömungen sind auch hier zu finden. Wenngleich Rechtsextremismus, Linksextremismus, Rassismus und Antisemitismus im Sport nicht dominant sind, können sie doch auch unsere Vereine und Verbände vor echte Herausforderungen stellen.
Ob neonazistisch eingestellte Trainer:innen oder Vereinsmitglieder, rechtsextremistische Fangesänge und Bekleidung, rassistisch motivierte Konflikte oder gar Gewalttaten auf Spielfeldern oder Zuschauerrängen. Diese Situationen benötigen geeignete Interventionen und auf lange Sicht Präventionsangebote im Sinne von Demokratiebildung und -stärkung und eine Kultur der Anerkennung und Gleichwertigkeit in den Vereinen. Die Werte des Sports im Sinne von Fair Play auf allen Ebenen müssen gestärkt werden. Es braucht eine klare Haltung und Positionierung für Toleranz, Demokratie, Respekt und gegen Rassismus, Diskriminierung, Populismus, Hetze und Radikalisierung.
Wir bieten dabei folgende Unterstützung an:
- Beratung von Vereinen, Sportkreisen und Verbänden zu den Themen Diskriminierung, Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und möglichen Präventionsmaßnahmen
- Beratung und Begleitung der Vereine bei Positionierungen zu demokratischen Werten und bei der Verankerung dieser in Leitbildern, Satzungen, Ordnungen
- Initiierung und Unterstützung von Kampagnen im Sinne von „Kein Platz für Rassismus“
- Implementierung von Ausschlussklauseln in Arbeitsverträgen, Satzungen, Mietverträgen, Hallen- und Platzordnungen usw.
- Durchführung von Schulungen und Präventionsmaßnahmen
- Bereitstellung von Informationen, Arbeitsmaterialien und Praxishilfen
- Vermittlung von Bildungsangeboten, z.B. des LSB zu „Diskriminierung im Sport“ und „Sportkonfliktmanagement“
- Vermittlung kompetenter Referent:innen für Schulungs- und Fortbildungsangebote
Perspektivisch wollen wir folgende Unterstützung anbieten können:
- Lokale Nachverfolgung und Monitoring von rechtsextremistischen Vorfällen im und um den Sport(verein)
- De-Eskalation und Nachbereitung von Konflikten mit rassistischem, antisemitischem und/oder rechtsextremistischem Hintergrund im Kontext kritischer Fußballspiele
- Initiierung von zivilgesellschaftlichen Netzwerken mit Unterstützer*innen auch außerhalb der Sportstrukturen
Downloads:
Chemnitzer Erklärung zu Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus
Links:
Kompetent für Demokratie – Die Präventionsdatenbank
DEVITO Chemnitz (Demokratie, Vielfalt, Toleranz)
Arbeitsbereich MUT der AGJF Sachsen e.V.
Lokaler Aktionsplan der Stadt Chemnitz
Beiträge zu Rechtsextremismus auf dem Präventionstag
Weiterbildungen:
Bildungsangebote des LSB im Rahmen des Projektes „Im Sport verein(t) für Demokratie“
Stoffgebundene (Alkohol, Tabak, Cannabis, Medikamente usw.) und nicht-stoffgebundene Süchte (Spielsucht, Kaufsucht, usw.) sowie Essstörungen kommen im Querschnitt der Bevölkerung vor und damit auch bei Menschen, die in Sportvereinen trainieren. Deshalb sollte auch dies ein wichtiges Thema sein, wenn sich Sportvereine mit Präventionsfragen auseinandersetzen. Im Sport kann vieles getan werden, damit hier zum Wohle der Kinder und Jugendlichen verantwortlich gehandelt wird.
Eine gute pädagogische Betreuung und Erziehung im Sportverein trägt zu einer positiven Gesamtentwicklung von Kindern und Jugendlichen bei. Die Kinder und Jugendlichen können unter solchen positiven Bedingungen Kompetenzen erwerben, die sie gegen die Versuchung von Suchtmitteln widerstandsfähiger machen. Eine positive Haltung, das ermöglichen von Beteiligung und Selbstorganisation, fördern die Selbstsicherheit und positive Gruppenerfahrungen. Sportvereine können zum Beispiel entscheiden, dass das Alkoholangebot auf Veranstaltungen oder im Rahmen des Trainings- und Wettkampfbetriebes reduziert oder reguliert wird. Trainer:innen und Vereinsführung können u.a. auch durch den offenen Umgang mit den Themen Leistungsdruck und leistungssteigernde Mittel gemeinsam eine Atmosphäre des bewussten und verantwortungsvollen Umgangs mit Suchtmitteln schaffen und so als positives Vorbild für die junge Generation wirken.
Wir bieten dabei folgende Unterstützung an:
- Durchführung von Schulungen und Präventionsmaßnahmen
- Bereitstellung von Informationen, Arbeitsmaterialien und Praxishilfen
- Vermittlung von Bildungsangeboten, z.B. der Regionalen Fachstelle für Suchtprävention in Chemnitz
- Vermittlung kompetenter Referent:innen für Schulungs- und Fortbildungsangebote
- Vereinsberatungen zur Entwicklung interner suchtpräventiver Strukturen
- Initiierung und Unterstützung von Kampagnen im Sinne von „Kinder stark machen“ oder „Qualm- und alkoholfreie Sportplätze“
Downloads:
Konzept zur Suchtprävention im Sportverein
BZGA: Suchtprävention im Kinder- und Jugendsport
Links:
Regionale Fachstelle Suchtprävention Chemnitz
Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen
Präventionsportal der Polizei: Suchtprävention in Sportvereinen
DFB: Suchtprävention in der Vereinsarbeit
Suchtprävention im Berliner Fussball-Verband
Weiterbildungen:
Kinder stark Machen – Schulungen der BzGA
MOVE – MOtivierende KurzinterVEntion bei Suchtmittel konsumierenden Jugendlichen
BZgA-Kampagnen “Kinder stark machen” und “Alkoholfrei Sport genießen”
https://www.kinderstarkmachen.de/ ⇒ Aktionsboxen für Veranstaltungen
https://www.alkoholfrei-sport-geniessen.de/ ⇒ Aktionsboxen für Veranstaltungen